Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung: Jeder zehnte Migrant hat antisemitische Vorurteile

Eine umfassende Untersuchung der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) beleuchtet aktuelle Spannungsfelder und auch Gemeinsamkeiten im Zusammenleben von Menschen mit und ohne Migrationsgeschichte in Deutschland.

Die Studie „Einwanderungsgesellschaft im Wandel“, erstellt von der Sozialwissenschaftlerin Sabine Pokorny, basiert auf 3000 Interviews, die zwischen Oktober 2024 und Januar 2025 durchgeführt wurden. Befragt wurden dabei nicht nur deutsche Staatsbürger ohne Einwanderungsbezug, sondern auch 1007 Ausländer sowie 1003 Menschen mit Migrationshintergrund.

Zunahme des Antisemitismus bei türkischstämmigen Menschen

Die Ergebnisse zeichnen ein differenziertes Bild gesellschaftlicher Einstellungen – und zeigen zugleich klare Unterschiede zwischen verschiedenen Gruppen. Besonders sensibel ist der Bereich antisemitischer Vorurteile. In der Studie wurden die Teilnehmer gebeten, der Aussage „Juden kann man nicht trauen“ zuzustimmen oder sie abzulehnen. Unter Ausländern bejahte diese Aussage jeder Zehnte, unter Deutschen mit Migrationshintergrund neun Prozent. In der Gruppe ohne Einwanderungsbiografie lag der Wert mit vier Prozent deutlich niedriger.

In absoluten Zahlen würde dies bei aktuell 6,6 Millionen muslimischen Ausländern aus Syrien, Afghanistan, etc. in Deutschland heißen, dass sich derzeit etwa 660.000 nicht-deutsche Antisemiten im Land aufhalten.

Markante Abweichungen zeigen sich bei einzelnen Herkunftsgruppen: So äußerten 26 Prozent der Türkeistämmigen antisemitisches Misstrauen – ein deutlicher Anstieg gegenüber 2015. Auch unter Spätaussiedlern blieb der Anteil mit 18 Prozent überdurchschnittlich hoch.

Jeder vierte Muslime will keine homosexuellen Freunde

Ein weiterer Schwerpunkt der Untersuchung betrifft die Einstellung zu Homosexuellen. Während Ablehnung in der Mehrheitsgesellschaft zur Ausnahme geworden ist, bleibt sie in anderen Gruppen spürbar: Nur sieben Prozent der Befragten ohne Migrationshintergrund gaben an, keine homosexuellen Freunde haben zu wollen. Unter Ausländern und Deutschen mit Migrationshintergrund liegen die Ablehnungswerte jedoch weiterhin bei 19 beziehungsweise 18 Prozent. Besonders ausgeprägt ist die Distanz in religiösen Gruppen – ein Viertel der Muslime und orthodoxen Christen lehnt homosexuelle Freundschaften ab.

Die Untersuchung beleuchtet zudem Sorgen über die politische Entwicklung des Landes: Rechtsextremismus bereitet 74 Prozent der Deutschen ohne Migrationshintergrund Angst, darunter fast die Hälfte „sehr deutlich“. Auch 66 Prozent der Deutschen mit Migrationsgeschichte teilen diese Sorge, bei Ausländern sind es 55 Prozent. Ob der Begriff "Rechtsextremismus" bei den Befragungen auch genauer definiert wurde, ist nicht kommuniziert worden.